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7. November 2022

Lispeln bei Kindern

Lispeln bei Kindern wird oft als süß und niedlich bewertet. Natürlich ist Lispeln bei Kindern auch bisweilen niedlich anzuschauen, immerhin tun dies circa ein gutes Drittel aller Vorschulkinder. Doch wie ist es bei Erwachsenen? Die meisten Menschen sind sich einig, dass Lispeln bei erwachsenen Menschen nicht mehr so niedlich anzuschauen ist. Oft wird der Sprechfehler sogar mit Vorurteilen verknüpft. Nicht wenige Menschen leiden dann darunter, manche haben sich damit arrangiert. Um diesen Weg Ihrem Kind zu ersparen, ist es wichtig, ein Auge auf das Lispeln zu werfen. Lispeln verwächst sich in manchen Fällen mit dem Zahnwechsel, verschwindet aber in der Regel nicht von allein. Einigen fällt es leicht, andere brauchen mehr Zeit, um das Lispeln abzustellen. Doch generell ist es wichtig, ein klassisches Lispeln nicht überzubewerten. Fällt im Gespräch mit den Kleinen auf, dass sie lispeln, dann ist das noch lange kein Grund zur Aufregung. In einigen Fällen verliert sich das Lispeln bei Kindern von selbst. 

Was ist Lispeln bei Kindern?

Die Frage ist gerechtfertigt, denn im täglichen Abreiten kommt es bereits hier zu eher unspezifischen Beschreibungen und noch viel häufiger zu Verwechselungen. Eltern beschreiben bspw., dass das Kind mit der Zunge anstößt oder nuscheln würde. Das klassiche Lispeln (Sigmatismus  genannt) ist, wenn es isoliert auftritt keine Sprachstörung, sondern ein Problem des Sprechens. Die Zischlaute (s, sch und das ch) und deren Lautverbindungen sind aufgrund ihrer anspruchsvollen Bildungsweise sehr störanfällig. Ein normgerecht gesprochener S-Laut bedarf einer guten feinmotorischen Ausführung, angemessener Spannung der Zungenspitze und deren Rändern, gute Lippen- und Wangenspannung sowie einen guten Körpertonus. Außerdem muss die Luft gut dosiert werden und liegt die Zunge nicht exakt am richtigen Fleck, dann klingt der s-Laut schon anders. Versuchen Sie es selbst einmal und verändern Sie Ihre Zungenposition beim Sprechen des S-Lautes und Sie werden vielleicht ein Änderung merken. Es gibt eine nicht zu unterschätzende Anzahl möglicher Fehlbildungen, im folgenden die häufigsten S-Laut Fehler.

  • die Zunge rutscht zwischen die Zähne (Sigmatismus interdentalis)
  • die Zunge stößt an die Zähne (Sigmatismus addentalis)
  • der Luftstrom beim S-Laut gleitet an der Zunge einseitig oder beidseitig vorbei (Sigmatismus lateralis)
  • zu starke Zungenrinne und die Luft erzeugt einen Pfeifen (Sigmatismus stridens) 

Ihr Kind spricht den S-Laut anders als oben genannt? Ihr Kind lässt den Laut beim Sprechen bspw. völlig weg oder ersetzt ihn durch bspw. den Laut D? Dann könnte der nächste Abschnitt von Interesse sein. Auch bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann noch ein Lispeln bestehen. Generell gilt auch hier, dass man nicht zu alt ist, um die richtige Bildung des S-Lautes zu lernen.

Wann sollte mein Kind den S-Laut können?

Die S-Laute werden in der kindlichen Sprachentwicklung recht früh erworben. Zwischen 2 und 3 Jahren ist der S-Laut schon erworben, auch wenn er noch "gelispelt" wird. Ein sinnvoller Therapiebeginn bei Kindern ohne weitere Symptome (Muskelfunktionsstörungen, orofaciale Dysfunktionen) liegt bei einem isolierten Lispeln ist meistens deutlich nach dem 5. Geburtstag oder auch nach dem Frontzahnwechsel. Wenn Sie sich unsicher sind sollten Sie eine kinderärztliche Beratung bspw. im Rahmen der U-Untersuchung in Anspruch nehmen. Als zusätzliche Angebote können Sie sich auch im Rahmen unserer Präventivangebote informieren. 

Ab wann wird Lispeln therapierelevant?

Wie oben bereits erwähnt, ist Lispeln ab circa 5 bis 5;6 Jahren therapierelevant. Wie immer gibt es Sonderfälle, zu denen Sie  Logopädinnen und Logopäden beraten können. Des Weiteren liegt eine Therapieindikation vor, wenn durch das Lispeln ein Leidensdruck entsteht. Das bedeutet, dass Ihr Kind beispielsweise aufgrund seiner Aussprache gehänselt wird oder selbst darunter leidet. Sprechen Sie hierzu mit dem behandelnden Kinderarzt oder Kinderärztin. 

Eine weitere Möglichkeit als therapierelevante Ursache des Lispelns ist bspw. eine zu schwach ausgebildete Gesichts- und Mundmuskulatur. Dies kann sich auf vielen Ebenen negativ auswirken. Eine dauerhaft behinderte Nasenatmung, ein falsches Schluckmuster und eventuelle Zahnfehlstellungen sind nur einige Symptome orofazialer Dysfunktionen, bei denen Lispeln meist ein Begleitsymptom ist. Zahnärzt und Kieferorthopäden können Sie hierzu beraten und gleichzeitig eine Therapieempfehlung aussprechen.  

Gibt es Sonderfälle?

Wenn Ihr Kind den S-Laut konsequent (dauerhaft) durch bspw. ein D ersetzt, dann sollten Sie sich beraten lassen. Diese sogenannten "Plosivierungen" sind in der Regel eher selten und solten abgeklärt werden. Häufig sind hier viele Fließlaute (Frikative) wie bspw. S,f,sch,Ch, w, usw. betroffen und werden durch einen Sprenglaut (Plosiv) wie D oder B ersetzt. So könnte der Satz "Susi schau mal, da fliegt ein Vogel!" so - oder so ähnlich - klingen: "Dudi dau ma da bliegt ein Bogel!". 

Welche Ursachen kann Lispeln haben?

Lispeln kann verschiedene Ursachen haben. Nicht alle müssen zutreffen und es muss auch nicht sein, dass es genau diese eine Ursache ist. Die häufigsten Ursachen für das Entstehen von Lispeln sind:

  • familiäre Disposition - Wenn ein oder beide Elternteile lispeln, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch die Kinder übernehmen. Auch wenn das Lispeln positiv verstärkt wird, weil es alle bspw. niedlich finden, kann es für das Kind schwerer werden das Lispeln abzulegen. 
  • Hörschäden, gerade wenn hochfrequente Töne nicht oder schlechter wahrgenommen werden
  • myofunktionelle Störungen im Gesichtsbereich
  • kieferorthopädisch relevante Auffälligkeiten (Überbiss, lutschoffner Biss, falsches Schluckmuster, usw.)
  • angeborene Fehlbildungen (LKG, kurzes Gaumensegel, Fehlbildungen Zähne / Kiefer, zu große Zunge, Tonsillenhypertrophie)
  • geistige Entwicklungsstörungen (Mb. Down)
  • ganzkörperliche Hypotonie
  • ein enger Zusammenhang von lispelnden Kindern besteht auch mit einer anhaltenden Mundatmung

Wer verordnet eine logopädische Behanldlung?

Das Lispeln bei Kindern wird durch Kinderärzte bei den U-Untersuchungen beobachtet und eingeschätzt. Sofern ein Therapiebedarf festgestellt wird, erhalten Eltern dann eine Überweisung zur Sprach- und Sprechtherapie. In manchen Fällen können auch Indikationen vorliegen, die Ihren Ursprung im kieferorthopädischen bzw. zahnärztlichen Bereich haben. Auch in diesem Fall werden Sie durch Ihre Zahnärztin oder ihren Kieferothopäde beraten und erhalten, sofern notwendig, eine Heilmittelverordnung. In einigen Fällen kann es passieren, dass  das Lispeln im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung auffällt und daraufhin eine Therapieempfehlung ausgesprochen wird. 

Was können Eltern tun?

Um den richtigen S-Laut bilden zu können, bedarf es einiger Faktoren, bei denen bisweilen die Unterstützung einer erfahrenen Therapeutin notwendig werden könnte. Die Zunge muss genügend Kraft und Beweglichkeit haben, damit die Luft entsprechend gelenkt werden kann. Außerdem muss der gesamte Körper, die Lippen, die Wangen und sogar das Zwerchfell (Atemmuskel) eine unterstützende Spannung geben. Doch die folgenden Punkte fassen die wichtigsten Informationen zusammen: 

  • Auf keinen Fall ständig verbessern und unter Druck setzen! Sprechen Soll Freude machen!
  • nicht versuchen den Laut selbst beizubringen, dass kann zu ungewünschten Fehlern führen (zu fester Zahnschluss mit resultierenden Fehlspannungen, usw.)
  • Wiederholen Sie (angemessen und nicht permanent!) das falsch gesprochene Wort und bauen Sie es, für das Kind unbemerkt, in eine neue Aussage ein.  (Beispiel: „Mama, schau ein [Sh]egelboot!“ Mutter: „Oh ja, das ist ja ein großes Segelboot!“ ) Erhalten Sie den Charkter einer normalen und ungezwungen Kommunikation 
  • Vorlesen und Bildbücher eigenen sich sehr gut, um Dinge gemeinsam zu benennen
  • Motivieren statt demotivieren! Verstärken Sie Bemühungen Ihres Kindes positiv. 
  • Wird Ihr Kind wegen seines Sprechens gehänselt oder leidet es darunter - es hat einen Leidensdruck  aufgebaut? Weisen Sie Ihre Kinderärztin oder Kinderarzt unbedingt darauf hin.
  • Kreative und konzentrierte Förderung durch Spiele die Ihr Kind herausfordern und Ihm Spaß machen. Durch eine ausgewogene Förderung begünstigen Sie, dass sich das Lispeln verwächst. 
  • spielerisch die Mundmuskulatur trainieren (auch wenn klassiche Zungenkräftigungübungen keinen direkt messbaren Mehrwert bieten)
  • Eine schöne unterstützende Möglichkeit sind Übungen zur Verbesserung der oralen Stereognose. In einer Studie die bereits 1973 veröffentlicht wurde, konnten positive Effekte beobachtet werden. Diese Spiele können Sie leicht einfach Zuhause gestalten. 
  • Und das wichtigeste zum Schluss: Hören Sie mit dem Herzen: WAS will Ihnen Ihr Kind sagen und hören Sie nicht, WIE es Ihnen etwas sagt. 

Sie haben noch Fragen? Schreiben Sie uns gern.